KM 13.235
Äthiopien, Moyale 25.12.2008
Mit 20 verbrachte ich 6 Wochen in Gabun. Der Vater eines Schulfreundes aus Salem lebte dort. Im Urwald stand ihm ein Planquadrat zur Verfügung, wo er die Bäume fällte, die dann auf dem Wasserwege nach Port Gentil, der zweitgrößten Stadt Gabuns, gebracht wurden. Dort betrieb er ein Sägewerk zur Weiterverarbeitung. Dieter und ich konnten drei Wochen in Port Gentil und 3 Wochen im Dschungel verbringen. Um zu dem Camp zu gelangen fuhren wir 6 Stunden lang mit einem Einbaum durch ein Labyrinth aus Sumpf und Wasserwegen in den Urwald hinein. Es war brüllheiß. Die Bevölkerung habe ich als sehr letargisch in Erinnerung. Viele rauchten sich die Rübe mit Marihuana dicht und guckten nur noch mit roten, leeren Augen in die Ferne. Wenn überhaupt etwas geschah, dann sehr langsam…. Nicht so in Äthiopien. Das Volk ist in ständiger Bewegung. Kaum einer besitzt ein Auto. Wenige haben ein Moped, oder ein Fahrrad. Das Gros der Menschen ist zu Fuß unterwegs. Kleine Kinder von vielleicht 5 Jahren treiben bunt gemischte Herden aus Kühen, Ziegen, Eseln vor sich her. Frauen kämpfen mit störrischen Eseln, die partout immerzu die Strasse überqueren wollen. Menschenmassen, beladen mit allem was man sich vorstellen kann, schlängeln sich rechts und links der Strasse entlang. Voll beladene Lkws und Busse brettern mit Höchstgeschwindigkeit durch die engen Strassen hindurch. Wer nicht rechtzeitig wegspringt hat eben Pech gehabt. Einige Male müssen wir richtig in die Eisen gehen, wenn Ziegen, oder kleine Kinder spontan die Strasse überqueren. .Wir haben bereits sorgfältig zu differenzieren gelernt. Bei Kamelen auf der Strasse bleiben wir ganz entspannt sitzen und fahren an ihnen vorbei, als seinen sie eine Litfaßsäule. Sie gehen stoisch den eingeschlagenen Weg und lassen sich durch unsere gelben Knatterdosen nicht aus dem Konzept bringen. Ochsen und Kühe bleiben bei der Strassenüberquerung gerne einfach stehen, um länger nachzudenken, so daß man die Entscheidung…rechts, oder links vorbei erst kurz vor Zielkontakt treffen kann. Schlimmer noch sind Esel. Du fährst auf sie zu und fragst Dich, ob sie in Trance sind, oder aus Versehen halluzigene Pilze gefressen haben… so langsam bewegen sie sich vorwärts. Kaum bist Du auf ihrer Höhe, fällt ihnen ein, daß sie ja letzte Woche ihre Möhre am 3. Zaunpfahl auf der anderen Strassenseite vergraben haben und wie von der Tarantel gestochen, rennen sie in Richtung Deines Vorderrades… Noch schlimmer, weil noch dümmer, sind Ziegen. Die stehen kauend am Strassenrand, erschrecken sich und laufen dann volle Pulle direkt in die Gefahr hinein. Määääeheheheh!!! Dämliche Viecher. Pferde gibts auch, aber die lassen sich, ähnlich wie Mr. Ed, nicht aus der Ruhe bringen.
All diese Vierbeiner sind oft allein unterwegs. Niemand, der sie von der Strasse holt. Sie kennen wohl ihren Weg..
Hier unten im Süden hat sich die Landschaft und das Strassenbild sehr verändert. Der Norden mit seinen Bergen und Pässen war geheimnissvoll, wild, rauh, unwirtlich. Die Menschen dort oft arm. Trotz der immensen Höhe (wir bewegten uns tagelang um 3000m über NN mit einer maximalen Höhe von 3300m) war alles in Bewegung. Die Kinder in ihren Schuluniformen rannten immerzu. Berghoch, bergrunter in einer unglaublichen Ausdauer. Kein Wunder, daß Äthiopien Weltklasse in Sachen Langstreckenlauf ist! Die Schuluniformen unterscheiden sich in ihrer Farbe von Dorf zu Dorf. In der monochromen Bergwelt gibt das willkommene, fröhliche Farbkleckse. Ab Awassa südlich gibt es Getreideanbau in Hülle und Fülle. Wir befinden uns etwa 1000 Höhenmeter tiefer und erblicken sanfte Hügel bis zum Horizont. Die Strassen sind voll mit einachsigen Pferde- und Eselskutschen mit Ladefläche. Oft stehen Kinder auf den Brettern und treiben die Gespanne in Ben Hur Manier zu Höchstleistungen an. Tiere sind hier Arbeitsgerät und Tierschutz sucht man vergeblich. Sie ackern bei der größten Hitze und tragen unglaubliche Lasten unter harten Bedingungen. Esel, Kamele, Pferde, beladen bis zur Unkenntlichkeit. Jedoch sind auch die Menschen immer in Aktion. Männer krümmen sich unter enormen Holz, oder Getreidemengen, die sie auf dem Rücken die Landstrasse entlang schleppen. Frauen, Kinder… - ein fleißiges Volk, soweit wir das beurteilen können. Hier, im Süden sieht man auch mal wieder Kinder spielen anstatt zu arbeiten , sieht man grössere Häuser, auch mal mit Terrasse. Die Menschen sind wieder öfter modisch gekleidet – man erkennt den höheren Lebensstandard.
Palmen, Bananenbäume, Kakteen. Die Vegetation wird tropisch. Der Sand wird rot. Kenia naht. Die Landschaft hat sich verändert – die Kinder nicht: “give me money, give me pen…!”
Morgen Abend wollen wir an der Grenze sein, um am nächsten Morgen frühstmöglich nach Kenia einzureisen. Dann liegt der “Highway” vor uns, von dem ich ja schon berichtete. Das erste Stück bis Marsabit wollen wir auf jeden Fall an einem Tag schaffen. Bandit Country. Wir hoffen, nicht im Konvoi fahren zu müssen, denn das schmälert den Fahrspass doch sehr.
Weihnachten steht vor der Tür- nicht vor unserer. Zuhause tobt der Weihnachtsmarkt- hier toben die Vogelspinnen in den Bananenstauden. Papi hat Marzipankartoffeln geschickt. Vielleicht helfen die…;))
Machts gut,
C.
1 comment
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2008.12.25 at 14:12
peer Ehlers
Moin Jungs!
Weihnachten am Äquator - DAS isses doch!
Es ist immer wieder aufregend, Eure Berichte zu lesen.
Und…..Christoph……tolle Fotos.
Aber war ja auch nicht anders zu erwarten (grins)!
Wünsche Euch FROHE WEIHNACHTEN und eine
gute und sichere Weiterfahrt.
Viele liebe Grüße aus dem grauen,
so gar nicht weihnachtlichen Hamburg -
Peer.
PS: bin übrigens ab 19.1. in Cape Town.
Sehn wir uns dann da evtl.?